25. April – Salona

Nur wenige Kilometer von Split entfernt befindet sich eine große Römersiedlung: Salona. Unbehelligt von Touristenströmen geht man dort durch die Ruinen, gut geführt von Schautafeln. Nah beieinander das Amphitheater und die Reste einer Kirche, erbaut auf den Gräbern von Märtyrern, die unter Diocletioan im Jahr 304 n. Chr. in eben jenem Theater den Tod gefunden hatten. Ihre Sarkophage hat man gefunden und am Ort belassen. Sie zeugen von einer anderen religiösen Gewalttat: der letzten großen, systematischen Christenverfolgung im römischen Reich.

Diocletian war ein „Emporkömmling“, einer der sich als Soldat hochgedient hatte und irgendwann von seinen Getreuen zum Kaiser ernannt wurde. In Split wird er hochverehrt als kluger Imperator, als Erfinder der Tetrarchie, ein Vier-Kaiser-System, das es möglich machte, das Riesenreich wieder zu einen. Aber er war eben auch ein Usurpator, ein Machtmensch, und dass die Christinnen und Christen sich weigerten, ihm, dem Gottgleichen, zu huldigen und ihm zu opfern, war ihm unerträglich. Die diocletianischen Christenverfolgungen gelten als die brutalsten und umfassendsten, die es je gegeben hatte.

Wie schnell sich Verhältnisse ändern können! Eben noch hatten die Christen durchaus Fuß gefasst, durften Ämter bekleiden und Kirchen bauen. Von einem Tag auf den anderen gab es Progrome, Hinrichtungen und Folter. Zehn Jahre später wendet sich das Blatt erneut und im Mailänder Edikt beschließen die Kaiser eine umfassende Religionsfreiheit. 

»Ich, der Kaiser Konstantin, und ich, der Kaiser Licinius, haben alles, was der Wohlfahrt und Sicherheit des Staates dient, erwogen und beschlossen, den Christen ebenso wie allen anderen freie Wahl zu lassen, der Gottesverehrung zu folgen, die ein jeder wünscht, damit, was an Göttlichem auf himmlischen Sitze thront, uns und allen, die unter unserer Herrschaft leben, gewogen und gnädig sein möge. Dies geschieht im Interesse der Ruhe unserer Zeiten. Außerdem verfügen wir betreffs der Christen, dass man ihnen die Stätten, an denen sie sich früher zu versammeln pflegten, unentgeltlich ohne jeden Verzug zurückgebe. Wenn die, welche diese Orte gekauft haben, etwas von unserer Güte wünschen, so mögen sie sich an den zuständigen Statthalter wenden, damit auch für sie durch unsere Güte gesorgt werde.”

Mailänder Toleranzedikt, 313 n. Chr.

Diocletian baut sich als Altersruhesitz die riesige Palastanlage in Split. Das Besondere ist, dass diese Anlage heute belebt ist mit zahlreichen Restaurants und Souvenir-Shops, ein bewohntes Museum. Was in allem aber fehlt, ist der Hinweis auf die brutalen Verfolgungen unter Diocletian. Und da schließen sich Kreise: Er wird hier ebensowenig kritisch betrachtet wie Isabella von Kastilien in Andalusien oder Mehmet der Eroberer in Istanbul.

Diocletian ist der Putin der Antike. Damals wie heute lenken Feindbilder und Gewalttaten von inneren Problemen ab. Damals wie heute machen fehlende demokratische Strukturen den Größenwahn Einzelner erst möglich. Und ist das Rad der Gewalt erst in Gang gesetzt, gibt es kaum ein Entrinnen.

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