28. März Granada

Diese Stadt ist anders als Sevilla und Cordoba. Ich wundere mich über die vielen Zahnärzte und Sanitätsfachläden auf meinem Weg zum Hotel. Aber der erste Eindruck trügt: Granada ist eine moderne, junge Stadt, eine Universitätsstadt. Ich bin begeistert vom gelebten Multi-Kulti. Hier finden Aussteiger und Migranten ihr Auskommen, Bars und Kneipen lieben ihre Touristen und zeigen das. Granada ist mehr als die Alhambra. Ich bin schockverliebt.

Begegnung des Tages ist John. Ich verirre mich auf meiner Entdeckungstour durch den Albaicin, der wahren Altstadt, zu seiner „Haustür“. Seine Wohnung ist nicht mehr als ein Verschlag in den Bergen, und er nimmt sich Meiner an und führt mich auf verschlungenen Pfaden hoch zum Plateau de Maria San Miquel, das meine Augen so angelockt hatte. Wir kommen vorbei an bewohnten Höhlen. „Die hier leben, sind meine Freunde“, erklärt er. Die meisten kommen aus dem Senegal. Sie holen sich das Wasser oben bei der Kirche und leben hier in den Felsen unbescholten und in Gemeinschaft mit anderen, für die die Gesellschaft keinen Platz hat. John ist Perser. Er habe ein halbes Jahr auf dem Plateau im Zelt gewohnt, sagt er, habe Musik gemacht und Flamenco gelernt, viel meditiert, Yoga gemacht. Er bringt mich bis nach oben, der Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada ist atemberaubend. Ich gebe ihm fünf Euro zum Dank, er will sie gar nicht nehmen, lädt mich ein, noch mit runter zu seinen Leuten zu kommen. Aber dafür reicht der Mut nicht.

Auf dem Plateau stehen Wohnmobile, aber nicht diese Schickie-Mickie-Dinger, sondern solche, die ihre besten Zeiten längst gehabt haben. Hierhin ziehen sich junge Menschen zurück, die in der Welt der Reichen und Schönen nicht sein wollen. Ein Pärchen übt Gitarre, eine Frau hat sitzt vor dem aufgeklappten Laptop. Hunde balgen sich friedlich, ein anderer Gestrandeter lächelt mich freundlich an. Ich trinke aus dem Brunnen, den John mir gezeigt hat. Kühles Quellwasser aus der hohlen Hand.

Ich bin glücklich und staune darüber. Staune, dass ich allein sein kann, wundere mich, dass ich zurechtkomme, bin dankbar für das, was ich erlebe. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass ich die Alhambra jemals mit eigenen Augen sehen würde, und ich danke meinem Lieblingsdoc und den anderen Ärzten, dass sie mich gesund gemacht haben.

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