Das erste Abendmahl.

Das Letzte Abendmahl war unser erstes: Gestern, am Gründonnerstag, haben wir via Zoom eine Mahlfeier gehalten. Wir sind immer noch im Lockdown, an die schönen Gottesdienste mit langen, gedeckten Tafeln und gedämpften Stimmengewirr war nicht zu denken.  Aber in diese dunklen Tage zu gehen ohne die Gemeinschaft am Tisch des Herrn schien uns undenkbar. Friedemann Magaard und ich haben den Gottesdienst vorbereitet.

Zunächst zum Setting: Wir haben die Teilnehmenden um rechtzeitige Anmeldung und um einige Vorbereitungen gebeten. Brot und Kelch sollten bereitstehen, abgedeckt mit einem feinen Tuch. „Schapptüch“ haben wir vorgeschlagen, Kleidung, die dem Anlass entspricht. Die Teilnehmerzahl war begrenzt. Wir wollten sicherstellen, dass wir einander im Blick behalten können.

Die Gottesdienstform war schlicht und von Anfang an auf Interaktion ausgelegt. Gemeinschaftserleben war das Ziel, darauf haben wir die Teilnehmenden sorgfältig vorbereitet. Luthers Rede vom Priestertum aller Gläubigen wurde virulent: Es gab keine Predigt, sondern einen Gedankenaustausch. Und bei der Einsetzung des Mahls wiederholten die Priesterinnen und Priester die heiligen Worte über den von ihnen bereitgestellten Elementen.

Wir reichten Brot und Kelch von Kachel zu Kachel. Dabei sagten wir jeweils den vollen Namen des Gegenübers. „Brot des Lebens, Kelch des Heils – Christus für dich.“ Wir ließen uns Zeit, wir gaben einander Zeit. Erst als es allen gereicht war, aßen und tranken wir. Und wir antworteten auf das Mahl mit dem gemeinsamen Bekenntnis unseres Glaubens. Zum Dankgebet legten wir die Hände an den Kachelrand, als könnten sie sich berühren. Es war eine würdige Mahlfeier, das Heilige ließ sich zu uns nieder.

Für mich ist in der gemeinsamen Vor- und Nachbereitung mit Friedemann einiges klarer geworden: Digitale Kirche lebt vom Miteinander, vom Priestertum aller Gläubigen. Und sie ist eben darum viel mehr als ein zu erduldendes Substitut in Zeiten der Pandemie. Sie ist – auch aus theologischer Sicht – zukunftsweisend. Sie weitet den Horizont: Wir hatten Gäste aus Schwerin, aus Kiel, Hamburg und Würzburg. Und anders als im Präsenzgottesdienst war ihre Aufmerksamkeit nicht nach vorne auf den leitenden Liturgen gerichtet, sondern sie nahmen einander in den Blick. Es hat mich tief berührt, wie sie sich bei der Austeilung mit Namen ansprachen, wie sie Verbindung herstellten über weite physische Distanzen.

Digitale Kirche ist mehr als ein Spielplatz für spätpubertäre Nerds. Digitale Kirche gehört in den Alltag von Kirche und in ihre Visionen. Sie ist mehr als ein notdürftiger Ersatz, sie hat einen eigenen Wert und eigene Kraft. Sie geht theologisch einen Schritt weiter auf dem Weg, den Luther uns wies, und ermöglicht leichtfüßig, worum wir uns im Analogen schon so viele Jahre mühen: Partizipation. Sie reist mit leichtem Gepäck, ist Kirche unterwegs, Kirche bei den Menschen, Christus für dich.

 

 

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