Es wird Ostern. So oder so.

Ein langes Jahr Corona liegt hinter uns. Ich erinnere mich an das vergangene Osterfest, an den Schock, als klar wurde, dass unsere schönen Gottesdienste nicht würden stattfinden können, an die vielen kreativen Ideen in den Gemeinden und an all das, was wir in der Not gelernt haben: Videokonferenzen und Zoom-Gottesdienste, Angebote zum Mitnehmen und für Zuhause, Filme und Impulse. Sogar Social Media haben sich jetzt viele getraut. Liebe KollegInnen: Ich bin so stolz auf euch.

Jetzt gibt es über Ostern einen weiteren, harten Lockdown und die dringende Bitte der Bundesregierung, von Präsenzgottesdiensten abzusehen. Und ich sehe viele Kirchenleitende mit Schnappatmung. „Aber bei uns hat sich niemand angesteckt! Das ist ungerecht!“. Ja, in den Fitness-Studios und den Restaurants hat sich auch niemand angesteckt. Eigentlich hat sich überhaupt niemand irgendwo angesteckt. Was sollen sie denn machen, die da oben? Wenn sie’s einfach laufen lassen und die Menschen sterben wie die Fliegen, ist das Geschrei auch groß. Sie versuchen, was geht. Und, bei Gott, Gottesdienste sind nicht systemrelevant, reißt euch mal zusammen. Wir müssen alle etwas beitragen.

Wir haben so viel gelernt! Liebe Kolleginnen und Kollegen, ihr könnt von jetzt auf gleich in den Lockdown gehen, ohne eure Gemeinden und eure Profession zu verraten. Es ist alles da, es ist alles bereit. Wir haben nicht geschlafen in diesem Jahr, wir haben etwas bewegt. Entspannt euch. Es wird Ostern, so oder so.

Okay, es gibt auch die, die sich wie die drei Affen Augen, Ohren und Mund zugehalten haben. Die haben die Einschläge nicht gehört, die haben einfach gewartet, dass es vorbei geht. Es gibt, wie in allen Bereichen, auch die, die zur Stabilisierung ihrer eigenen Systeme alles aus den möglichen Vorgaben herausgeschöpft und sich kein Stück bewegt haben. Aber es ist nicht zu spät. Wir sind viele. Die Technik ist da. Wir können euch helfen und beraten, von jetzt auf gleich. Also: Keine Panik. Es wird Ostern, so oder so.

Im Rückblick ärgere ich mich auch über meine Kirche. Jahrelang hat sie große Reden über Klimagerechtigkeit geschwungen, aber an Digital-Konferenzen war nicht zu denken, bis die Pandemie ihren Hammer schwang. Und immer noch ist sie zögerlich, das Digitale festzusetzen, weil doch Face-to-Face alles viel schöner ist. Bedenkt doch mal, wie viele Kilometer für eine Synode gefahren werden! Da müsst ihr jetzt dranbleiben, besser werden, konsequenter, fitter, auch wenn die ersten Schritte mühsam sind.

Bei allem Stolz und aller Zuversicht: Es zieht sich ein roter Faden der Versäumnis durch das Jahr der Pandemie. Wir haben die Veränderung nicht theologisch begleitet, wir haben sie einfach nur erduldet. Man hat verstanden, dass Digitale Kirche Möglichkeiten bietet, aber sie wurde nicht konsequent etabliert. Längst hätte man Gemeinden auf diesem Weg mitnehmen müssen, fast alle SeniorInnen haben inzwischen Smartphones oder Tablets. Wir wussten doch, dass die zweite und dritte Welle der Pandemie kommen würde, soweit ich sehe wurde von unserer Seite nichts unternommen, um die Menschen darauf vorzubereiten. Wir hätten da Vorreiter und Vorbilder sein müssen. Waren wir nicht. Sind wir nicht.

Ich erwarte von meinen Kirchenleitenden jetzt die klare Aussage: Wir unterstützen die Bundesregierung in ihrem Bemühen, die Pandemie zu bekämpfen. Wir entsagen den Neiddebatten und setzen auf unsere Kompetenzen. Wir sind stark, wir sind klug, wir sind viele – und wir glauben fest, dass die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nicht an unsere Präsenzgottesdienste gebunden ist. Wir feiern Ostern, fröhlich, gemeinsam, an vielen Orten auf viele Weisen. Denn er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.

 

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