Man lernt nie aus

Ich hatte mich ja schon mit meiner Rolle als alte, weiße Frau abgefunden. Mit der Anmeldung zum #hansebarcamp war für mich klar: Du lernst weiter, so lange es geht. Und wenn du dich dabei zum Affen machst, ist das halt so. Irgendetwas würde sicher für mich dabei sein, ich würde mir die Rosinen aus dem Kuchen picken und dabei meine Würde so gut wie möglich bewahren.

Jeans und Powerbank

Ich habe keine Sekunde vor dem Kleiderschrank gestanden und gehofft, dass es da doch irgendetwas halbwegs Hippes oder Glitzeriges geben möge. Hab mich auch nicht mit juckendem Makeup beschäftigt oder versucht, mir so schwarzes Zeugs auf die Wimpern zu bringen, das mir immer diese attraktiven Koala-Augen macht. Einzig in diesen wirren Wahnsinn, der sich Haar nennt, hab ich ein bisschen was reingeknetet, weil meine Friseurin ja kommen würde, die achtet auf sowas. Aber das war bis zur Ankunft in Hamburg dann auch schon wieder raus. Jeans, Jacke, Stiefel – Hauptsache warm. Und die Powerbank. Ohne Strom zwischen den Nerds zu stehen, schien mir dann doch gar zu schrecklich.

Ich werde ihnen nicht die Welt erklären

Nie im Leben würde ich eine Session anbieten. Ich kenn das von älterwerdenden Kollegen: Sie wollen zu gerne Jüngeren die Welt erklären, aus ihrem reichen Erfahrungsschatz fließen lassen. Wir Theologen sind da besonders anfällig, keine Ahnung warum das so ist. Ich wollte einfach nur still in der Ecke sitzen und mir ein bisschen Erkenntnis abgreifen. Tanja, mit der ich ja gerne einen auf Statler und Waldorf gemacht hätte, saß irgendwo ganz vorne und schrieb brav mit, die Streberin 😉

Wunderbar und herzerwärmend

Und dann ging es los: Jonas Goebel, Jungpastor aus Hamburg, mit dem ich schon mal heftig aneinandergeraten war, hielt einen Vortrag über das, was er in der Gemeindearbeit so alles ausprobiert. Erzählte, was floppt und was gelingt. Engagiert, ehrlich, sympathisch. Ja, scheiße: sympatisch, der Jung-Spund! Es war mir nicht möglich, ihn nicht zu mögen! Josephine Teske, die im Netz so erfolgreich ist, erzählte von Verletzungen, von Hatespeech durch Christen, vom Bösen unter dem Deckmantel der Nächstenliebe. Mein Herz schlug für sie und tut es noch. Carola Scherf, der Star unter den Netzpastorinnen, sprach über Seelsorge im Netz und mir aus der Seele. Und Malte Detje wies den Social-Media-Hype in seine theologischen Grenzen, auch das hat mir sehr gut gefallen. Das alles war schon wunderbar und herzerwärmend.

Da war nix Arges

Aber dann guckte Josephine mich an, wir hatten mehrfach Augenkontakt, und ihr Blick war voller Freundlichkeit. Carola raunte mir zwischen zwei Sessions zu: „Du machst tolle Arbeit“. Ich traf sie alle: Inga und Ines, Oliver und Lena, Doreen und Sigrun – und wir freuten uns von Herzen, dass wir einander sahen. Johanna, meine Twitterfreundin: Waren wir bei der ersten Begegnung noch ganz vorsichtig, war es jetzt schon fast ein wenig vertraut. Viele, viele Menschen waren gekommen, viele jünger als ich, aber: Es spielte keine Rolle. Echt nicht. Da war nix Arges. Von niemandem.

Warum machen wir das eigentlich?

Erkenntnisgewinn neben vielen, tollen Anregungen: Es geht um die Kommunikation des Evangeliums in und mit digitalen Medien. Das ist ja nicht mal technische Zauberei, sondern das ist in erster Linie ein gemeinsames Interesse der Barcamper, Kirche dorthin zu bringen, wo Menschen sind und die Möglichkeiten des Digitalen zu nutzen für ein besseres Miteinander in Welt und Kirche. Jeder und Jede tut es, so gut er oder sie es kann.

Es hat so viel Mut gemacht, dieses Hansebarcamp. Es geht so vieles, und vieles geht anders. Wir können gemeinsam querdenken, Neues erfinden. Das Internet ist noch jung, und es ist immer noch voll unentdeckter Möglichkeiten. Und die Jungen, sie wollen uns nicht die Welt erklären, wie sie aus ihrer Sicht wirklich ist, sie wollen sie mit uns gestalten. Ich bin dabei, ihr Küken! Und: Danke für alle Freundlichkeit und alle Liebe!

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