Und solches tut zu meinem Gedächtnis

Nach vielem Ringen, Nachdenken und Zweifeln habe ich das Ei des Kolumbus gefunden. Doch, wirklich! Ich bin ganz sicher, ich bin davon überzeugt, ich möchte, dass es alle lesen und danach handeln. Ich weiß jetzt, was verkehrt lief, und habe sogar eine Vision, wie es besser sein könnte. Hört, hört!

Corona nervt

Wir haben Corona, und nach kurzem sommerlichem Aufatmen wissen wir: Es ist noch nicht vorbei. Im Gegenteil, jetzt ist es viel schlimmer als es jemals war. Es ist lebensbedrohend, es ist gefährlich, es ist einschränkend, es nervt, es macht vieles unmöglich. Zum Beispiel Gottesdienst, zum Beispiel Konfirmandenunterricht, zum Beispiel Abendmahl – zumindest in der Form, wie wir es gewohnt sind.

Verkündigung ist nicht genug

Kolleginnen und Kollegen haben sich auf den Weg gemacht, viel ausprobiert und viel gelernt. Alles gut. Aber ich beklagte schon in einem vorhergehenden Blog, dass sie nicht den zweiten Schritt tun, dass sie im Verkündigungsmodus bleiben, dass sie wie Samenkörner sind, die nicht in die Erde fallen wollen.

Als Jesus wusste, dass er sterben würde, tat er etwas ganz Außergewöhnliches, das bis heute Wirkkraft hat: Er stiftete das Abendmahl, und mit dem Abendmahl stiftete er Gemeinschaft. Die junge Kirche versammelte sich zum Brotbrechen und zum Gebet, sie sammelte sich um ihn, den Gegenwärtigen. Und nun kommst du.

Das nämlich ist unsere Aufgabe als Kirche, besonders jetzt, wo wir nicht wie gewohnt zusammenkommen können. Wir müssen Gemeinschaft stiften und neu lernen. Die Gemeinschaft muss in der Mitte unserer Bemühungen stehen.

Beispiel: Gottesdienst

Darum geht es nicht, dass Chat- und Kommentarfunktion geschlossen werden, wenn wir tolle Video-Gottesdienste oder Live-Streams produzieren. Das ist gradezu frevelhaft, kontroproduktiv, ein No-Go! Die Denke muss sich ändern: Ein Online-Gottesdienst macht nur dann Sinn, wenn er Möglichkeiten zur Teilhabe und zur Gemeinschaftsstiftung eröffnet. Gemeinschaftsstiftend ist so ein Gottesdienst auch dann, wenn er Konfis oder Ehrenamtliche einbindet, sie zum Beispiel von Zuhause aus die Lesung übernehmen lässt. Gemeinschaftsstiftend ist er auch, wenn NachbarkollegInnen ihn gemeinsam gestalten, meinetwegen in wechselnden Kirchen. Denn anders als im Analogen tun dem digitalen Gottesdienst viele Sprecher und Gesichter gut.

Mein Baby ist ja der Telefongottesdienst, und wir machten anfangs wunderbare Erfahrungen damit: Die Teilnehmenden können sich gegenseitig hören, und wir begrüßen jeden persönlich. Wir heben die Stummschaltung für Glaubensbekenntnis und Vater-Unser auf, so dass wir ein Gefühl für das gemeinsame Gebet entwickeln. Und wir haben uns als Pfarrteam über Gemeindegrenzen hinaus organisiert, und siehe da: Hilde aus Schobüll kennt Bernhard aus Hattstedt! Die hatten sich aus den Augen verloren und begegnen sich nun ganz zufällig im Telefon-Gottesdienst! Da geht viel, aber wir müssen das auch bewahren und achtgeben, dass wir nicht in den reinen Verkündigungsmodus zurückfallen.

Beispiel: Ehrenamt

Es hat auch das Ehrenamt andere Aufgaben bekommen. In Husum zum Beispiel tragen Ehrenamtliche die „Andacht fürs Wohnzimmer“ aus, ein begehrtes Format, es sind Woche für Woche 150 Briefe, die eingetütet und zu den Leuten gebracht werden. Diese Ehrenamtlichen könnte man gut einmal im Monat zum HelferInnentreff ins Zoom einladen. Wie geht es euch mit dem Job? Was erlebt ihr, wenn ihr unterwegs seid? Ist euch jemand aufgefallen, der besonders einsam ist oder der sich vielleicht einen Anruf vom Pastor, der Pastorin wünscht? Ehrenamt ohne Gemeinschaft ist pure Dienstleistung und dient dem Gemeindeaufbau nur wenig.

Beispiel: Konfirmandenunterricht

Ein großer Kummer ist der Konfirmanden-Unterricht, und viele KollegInnen scheuen sich, ihn digital zu machen. Sie haben verstanden, wie schwierig es ist, online Gemeinschaft zu bilden, und Gemeinschaft ist nun einmal ein zentrales Thema im Unterricht. Darum ist Unterricht via Zoom besser als Google-Classrooms. Darum ist es wichtig, den Privat-Chat dabei zu öffnen, damit die Kinder während des Unterrichts Quatsch miteinander machen können. Darum ist es wichtig, auch mal alberne Aufgaben wie Selfies im Badezimmer zu geben. Und wie wäre es mit einem Raum bei Jitsi-Meet, der zum festgesetzten Zeitpunkt von einem Teamer betreut wird, einem Zoom-Netflix-Abend oder einer Challenge? Es ist nicht wichtig, wer wann die Bibel geschrieben hat. Wichtig ist, dass die Kinder Gemeinschaft erleben.

Gemeinschaft ohne Abendmahl ist besser als Abendmahl ohne Gemeinschaft

Was machen wir nur mit dem Abendmahl? Ich kann es mir online nicht vorstellen, es lebt von Schmecken und Sehen, vom Teilen und Weitergeben. Aber da lasse ich mich auch gerne noch eines Besseren belehren. Ich glaube, wir können eine Weile auf das Abendmahl verzichten, wenn wir umso intensiver und bewusster Gemeinschaft stärken. Das tun wir nämlich nicht nur für uns, sondern zu seinem Gedächtnis. Er ist die Mitte der Kirche und nicht wir selbst. Und wo immer wir digital oder analog Gemeinschaft stärken, wird er gegenwärtig sein.

Ich lerne noch, und endlich hab ich wieder ein Ziel.

Nun fragt ihr natürlich mich an, ob ich auch halte, was ich einfordere. Die Telefongottesdienste und die Online-Chöre sind gute Ansätze, aber immer noch stelle ich meine Losungs-Impulse ins Netz, die ganz klar im Verkündigungsmodus bleiben, und von denen ich mich auch in Zukunft nicht trennen kann. Ich will mehr drauf achten, gemeinschaftliche Ansätze auch als Öffentlichkeitsreferentin stärker fördern. Ich lerne noch, und auch das will ich gerne gemeinsam mit anderen tun. Endlich habe ich wieder ein Ziel.

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