Es ist noch früh im Jahr, heute war es wahnsinnig kalt und die Kälte kroch mir trotz der Funktionsklamotten in die Glieder. Aber die Tour lief gut an, und ich hoffte, mein Ziel diesmal schon am frühen Nachmittag zu erreichen. Aber dann kam alles anders.
Der Stinkefinger des Tages geht an eine Bäckereiverkäuferin. Offenbar gilt in Niedersachsen FFP2-Pflicht. Mir war sehr kalt, ich brauchte einen warmen Sitzplatz, um die Tour zu überplanen. Aber sie schnauzte mich so an, dass ich keine Lust hatte, in den Tiefen meiner Taschen nach einer Maske zu suchen. Dafür bekommt sie den Stinkefinger des Tages.
Der Heilige Moment ging so: Ich sei langsam wie eine Kröte, klagte ich, niemals würde ich mein Ziel erreichen. Aber da sagte es in mir: Schlag dir das Ziel aus dem Kopf. Finde dein Tempo. Du wirst ankommen. Als ich dann in einem Wald zwischen lauter umgestürzten Bäumen festsaß und mein Navi sich im Kreis drehte, hatte ich keine Angst. Ich würde schon ankommen.
Lied des Tages: Da gab es mehrere. „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ und „Bewahre uns Gott“ lieferten sich ein heißes Rennen in meinem Kopf. Am Ende aber siegte Klaus Hoffmann https://youtu.be/Ml2mQm1-k_g
Die Begegnung des Tages hatte ich bei der nächsten Panne. Ich hatte die Gitarre an einem Rastplatz stehengelassen, mehr als zehn Kilometer zurück – ich konnte das nicht noch einmal fahren, und so hab ich mein Rad angeschlossen und bin getrampt. Das hab ich ewig nicht mehr gemacht, und die Begegnungen waren bezaubernd. Die Gitarre war noch da.
Ein junger Mann stand daneben – und ein leerer Babysitz. „Na, Gitarre vergessen?“, sagte er. Ich so: „Na, Baby vergessen?“ Er habe auch so ein Instrument, erzählte er, sein Frau stille grad das Kind. Und er würd mich ja gern mit zurück zu meinem Fahrrad nehmen, aber…. Ich fand dann schnell jemand anderen, er winkte mir ein bisschen traurig nach. Feel you!
Und dann war der Schlüssel nicht da, wo er hätte sein sollen. Großes Drama in eisiger Kälte. Erst um 21 Uhr war ich sicher und geborgen. Und fröhlich. Und dankbar.
