Der achte Tag

Die „Ägypten-Krankheit“ gewährt mir eine Pause: Durchfall und Magenkrämpfe erlauben mir, vom Erleben-Müssen Abstand zu nehmen und einfach mal für mich zu sein. Ich bin müde vom ständigen In-Kontakt-Sein, ich bin müde von viel zu vielen Bildern und Eindrücken.

Wir sind mit dem Bus über die Landstraße von Aswan nach Luxor gefahren. Mich hat die kleinteilige Landwirtschaft berührt, die Zuckerrohrplantagen, die Eselgespanne und die Kinder, die auf den Straßen spielten. Ich wäre gerne ausgestiegen, wollte dem langsamen Treiben zusehen, vielleicht sogar ins Gespräch kommen, Fotos machen von Angesicht zu Angesicht und nicht wie eine Zoobesucherin aus dem fahrenden Bus.

Die Bilder flogen vorbei und wurden mir doch nicht langweilig. Es ist nur so schade, dass mir davon kaum Fotos bleiben, und auch in meinem Herzen bleibt nichts, was mich wärmt.

Wir besichtigen das Tal der Könige und den Totentempel Hatschepsuts, die 18 Jahre lang als erste und einzige Pharaonin das Land regierte, bestaunen die Weisheit der Baumeister und die Fertigkeiten der Künstler. Ich halte Ausschau nach Maat, der Göttin der Gerechtigkeit. Es gibt von ihr nur wenige Darstellungen. Und jedes Mal bleibe ich stehen vor den Barken der Sonne, auf denen sie nachts durch die Unterwelt reist, um am Morgen neu geboren zu werden. Auch die Seele, so glaubt der Ägypter, ist auf der Barke mit unterwegs und wartet auf den Morgen, an dem sie in den Körper des Verstorbenen zurückkehren kann. Deswegen war die Einbalsamierung und Mumifizierung so wichtig: Sie Seele hält Ausschau nach ihrem Selbst. Sie muss es erkennen können und wieder hineingehen können, sonst droht der ewige Tod.

Ich informiere mich übrigens auch auf dieser Reise begleitend mit Trivital-Literatur und vergleiche diese mit Wikipedia und dem, was Hamdy uns erklärt.

  • Sinuhe, der Ägypter
  • Die Tochter des Einbalsamierers
  • Tutenanchamun – im Reich des Falkengottes

Und dann bin ich doch auf eigene Faust unterwegs. Machmut fährt mich in seinem unfassbar rotten Taxi zu den Karnap-Tempeln, nachdem ich den Preis mithin ausgehandelt habe. Er lacht laut, als ich ihm erzähle, dass man in Deutschland nicht hupen darf. „Seid ihr crazy?“, ruft er. „Niemals könnte ich in einem Land leben, wo man nicht hupen darf!“ Ich komme heil hin und heil zurück, esse abends in einem italienischen Restaurant, weil mein Magen eine Pause vom Ägyptischen braucht. Und ich zahle tatsächlich nur den Preis, der auch auf der Karte steht. Zeichen und Wunder…

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