12. April – Radgeflüster

Motorradfahrer grüßen einander, wenn sie sich begegnen. Und wenn sie sich auf Rastplätzen treffen, führen sie „Benzingespräche“, unterhalten sich über PS, Motoren und was sonst noch für Biker interessant ist. 

Bei Radfahrern ist das ein bisschen komplizierter. Niemals würden Rennradfahrer eine Radfernreisende grüßen, das ist einfach unter ihrer Würde. Man muss verstehen: Die sparen bei jeder Schraube an Gewicht, gönnen sich selbst nicht mal ne Wampe. Wenn wir ihnen entgegenkommen, ist das so als begegne einem Porsche ein Schwertransport. Wir Fernradfahrer dagegen haben auch nicht so viel gemein mit Schönwetter-Sonntags-Radlern oder E-Bikern. Von uns ist noch kaum jemand mit dem E-Bike unterwegs, weil Reparatur, Wartung und Akkuladung in der Fremde kompliziert sein können und weil man das Rad immer mal wieder auch ein paar Stufen schleppen muss.

Für uns Schwerlastfahrer ist die Ausrüstung ein großes Thema: Was schleppst du an Werkzeug oder Kochgerät mit, welche Hygiene-Artikel sind unentbehrlich, wieviel Klamotten braucht man wirklich? Und die, die zelten (ich bin ja eher so der Warmduscher unter den Fernradfahrern) können stundenlang über Isomatten und Schlafsäcke diskutieren. Wir fragen einander nach Touren und Übernachtungsmöglichkeiten, wichtig ist, wo man einkaufen und Getränke besorgen kann. Es geht gemütlich zu: Das Tempo spielt keine Rolle, der Weg ist das Ziel.

Ich bin wieder auf den Pedalen. Die ersten 200 Kilometer von Verona nach Ravenna durch die Emilia Romagna sind geschafft und waren nicht so schlimm wie befürchtet. Es waren wieder Reiher unterwegs – ein Silberreiherpärchen stritt sich lautstark um ein Stück Fisch -, aber ich habe auch Störche, Flamingos und Kraniche gesehen. Die Störche erinnern mich an Kindertage:

Storge, Storge, Esther, bring mi‘n lütte Schwester, un wenn du dat nich kanns, denn bring mi‘n lütte Hans.

Volkstümlich, von uns Kindern beim Heufahren gesungen, wenn auf den Feldern ein Storch stakte.

Ein Lied des Tages gab es auch wieder. Es fing an mit der zauberhaften Amelie, dann glitt es leider zum Hamburger Veermaster über. Am Ende siegte zum Glück Klaus Hoffmann.

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