13. April – Ravenna

Vielleicht haben Juden und Muslime recht und wir Christen sind im Irrtum? Vielleicht ist Jesus gar nicht der Christus, vielleicht setzen wir auf das falsche Pferd? Aber ich bin nun mal weder das Eine noch das Andere. Meine Heimat ist die Kirche. Nach vielen Zweifeln an ihr und an meinem Glauben mache ich mich jetzt auf den spirituellen Heimweg. Den Christus, den Lebendigen, werde ich neu suchen müssen – in mir und anderswo.

Mit großem Interesse habe ich mir die berühmten byzantinischen Mosaiken in Ravenna angesehen. Die stammen aus dem 5. bis 7. Jahrhundert nach Christus, da steckte die Kirche noch in den Kinderschuhen. Die Erzählungen des Glaubens sind noch andere, Christus, der König, dem alle Herren der Welt dienen, steht im Mittelpunkt mehr als der am Kreuz Leidende. Das passt zu dem, was ich gelernt habe: Am Anfang des Christentums hatte das Kreuz noch gar keine zentrale Stellung als Symbol des Glaubens. Da galten eher das Christusmonogramm XP (gesprochen Chi-Rho) oder der Fisch als verbindende Zeichen.

Ich habe ihn nicht gefunden, den Christus. Hier in den glanzvollen Mosaiken ist er nicht. Dazu eine Begebenheit: Als mein Vater gestorben war, ermutigte ich meine kleine Schwester, am offenen Sarg in der Kapelle Abschied zu nehmen. Ich hätte sie lieber begleitet, weil das manchmal auch schwierig sein kann. Sie aber ging allein. Und als sie mir den Schlüssel zurückgab, sagte sie lächelnd: „Er ist nicht da.“

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