Es ist alles bereit. Ich hab die kleine Bude geputzt und aufgeräumt, Reste sind weitestgehend entsorgt oder aufgegessen. Auf der Radtour heute Nachmittag habe ich ein paar Gänseblümchen für meinen „Altar“ gepflückt. Ich habe Brot und Wein eingekauft und aus Öl, Knoblauch und Petersilie einen Dip angesetzt. Eine Kerze zu finden, war am schwierigsten. Aber auch das ist gelungen. Ich werde es heute Abend festlich und schlicht zugleich haben in meiner Butze.
Ich habe die alten Texte heruntergeladen, die ich schon immer am Gründonnerstag habe lesen wollen: Den Lobgesang der Miriam beim Auszug aus Ägypten als Psalm und die Anweisungen des Mose zur Gestaltung dieses letzten Abends in Gefangenschaft. Denn mit dem Pessach beginnt das Fest der ungesäuerten Brote, jeder Krumen Sauerteigs musste aus den Schränken gefegt sein. Es durften keine Reste mitgenommen werden, was übrig blieb, sollte verbrannt werden.
Jesu Abschiedsmahl fällt auf den Seder-Abend, den Abend vor dem Pessachfest. Er erinnert an die alten Traditionen, so wie es seit Jahrhunderten Brauch ist in Israel. Damals in Ägypten strichen die Israeliten das Blut des Opferlamms an ihre Pforten, damit der Engel des Todes vorbeiginge, wenn er käme, die ältesten Söhne der Ägypter zu holen. „Das ist mein Blut“, sagt Jesus, als er den Wein herumreicht, „das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“
Gründonnerstag alleine – das ist schwierig. Abendmahl alleine – das geht eigentlich nicht. Und trotzdem: Ich will singen und beten und hoffen, dass er auch bei mir einkehrt.
Komm, Herr Jesus, sei du mein Gast, und segne, was du mir bescheret hast.
Ich hab hier in Ravenna sehr ungewöhnliche Abendmahlsdarstellungen gefunden: Da steht Melchisedek als erster Hohepriester in der Mitte, Abel bringt ein Lamm als Opfer, Abraham seinen Sohn Isaak – theologisch anspruchsvolle Anspielungen auf den Hebräerbrief.
