Ich hatte nicht viel Lust auf diese Schlafstadt, trottete morgens mehr oder weniger motiviert an der alten Stadtmauer entlang und absolvierte mein Pflichtprogramm im Alkazar Córdoba.
Aber als ich nach der Siesta mich noch einmal auf den Weg machte, war alles anders. Die Stadt war förmlich explodiert. Es gab Lärm auf den Straßen, Familienfeste in den Patios, jedes Restaurant pulsierte vor Leben, und manches war plötzlich da, von dem ich hätte schwören können, dass es das vorher nicht gab. Statt gutsituierter Rentner in Tennissocken, die wichtig auf ihren Smartphones die Navigation googelten, war plötzlich die Stadt voll junger Menschen. Aus dem verkommenen Städtchen, das sich müde um seine einzige Attraktion versammelt, war ein pulsierendes, mediterranes Zentrum geworden.
Über eine Plaza hinweg durfte ich eine andalusische Hochzeit miterleben. Die freundliche Kellnerin brachte mir „genau, was die hat“ (besser wusste ich es nicht zu beschreiben, was bei der Nachbarin auf dem Tisch stand) und es entpuppte sich als „Tinto di verano“ – Rotwein mit viel Eis und Zitronenlimonade. Danach war ich rechtmäßig angeschickert. Warum hat das so lange gedauert, bis ich einfach mal wo sitzen kann und es mir gutgehen lasse? Warum ist es so schwer, den Druck loszuwerden, diese Zeit jetzt aber auch wirklich effektiv und gut zu nutzen?
Gerne wäre ich zu einer Flamenco-Show in den königlichen Ställen gegangen, die es schon seit dem Mittelalter gibt und in denen die edle spanische Rasse gezüchtet wurde. Ich kam aber nicht mehr rein. Und nachdem ich mir Videos angesehen habe, scheint mir das auch besser so. Wer zwingt diese wunderbaren Tiere dazu, vor halbnackten Damen zu tänzeln und schließlich in die Knie zu gehen? Solche Art Dressur von Tieren finde ich nicht artgerecht und damit unnötig.