Ein bisschen eklig

Heute wird es ein bisschen eklig. Das muss mal sein, weil ich das mal irgendwo loswerden muss. Und weil es vielen so geht. Vielen Frauen. Nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Nicht nur heute, sondern schon immer, seit es Menschenfrauen gibt. Und weil sich da mal was ändern muss.

Einmal im Monat ist das nämlich so. Nach alttestamentlichem Verständnis ist ein Frau in diesen Tagen „unrein“ und darf nicht in den Gottesdienst gehen. Mir hat man viel darüber erzählt, dass das eigentlich gar nicht unrein, sondern ein ganz natürlicher Prozess sei, dass Blut an sich ja nichts Schmutziges ist und dass es überhaupt keinen Grund gibt, sich zu schämen. Ich hab mich trotzdem immer geschämt und mich immer schmutzig gefühlt. Es ist auch nicht viel Sauberes dabei, wenn Tampon und Binde überlaufen und sich im schlimmsten Fall ein dunkler Fleck auf dem Stuhl findet, auf dem Frau eben noch saß.

In meinen schlimmsten Zeiten kam die Regel alle drei Wochen. Und in den ersten Tagen blutete ich sehr stark. Und wenn ich „sehr stark“ schreibe, dann meine ich das. In meinen schlimmsten Zeiten konnte ich während der Regel eigentlich kaum aus dem Haus, weil schon die Autofahrt nach Heide das Fass zum Überlaufen brachte. Jede Bahnfahrt mit defekten oder verschmutzten Toiletten wurde zur Belastungsprobe. Und wenn dann mal wieder das Wasser nur tropfenweise aus dem Hähnen der DB kam, hatte ich nicht schlecht Lust, mit blutverschmierten Händen an Fenster und Türen zu patschen, damit endlich mal wer begreift.

Wir Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung. Das Problem stellt sich allen 14-bis 54-Jährigen – und das ist noch knapp gerechnet. Manche kriegt es früher, und manche muss noch länger damit laufen. Viele haben über den blutigen Aspekt hinaus noch Schmerzen und Depressionen, manche fühlt sich wirklich elend, wenn das Elend sich mal wieder ankündigt. Ich begrüße den Vorstoß der Bundesregierung, eine Krankschreibung für die Mensis-Tage zu ermöglichen.

Was aber darüber hinaus geht, ist schlicht ein Aufmerksamkeits-Problem. In vielen, besonders den öffentlichen Toiletten gibt es keine geeigneten Entsorgungsmöglichkeiten. In manchen muss Frau mit dem Beutelchen in der Hand durch den Flur laufen, um ihn dort zu entsorgen. Oft fehlt es an Seife. Fast nirgends gibt es Menstruationsartikel für die Frau in Not.

Ich will nicht klagen. Ich bin als Frau geboren und nehme diese unfassbare Ungerechtigkeit des Allmächtigen hin. Dafür habe ich ein Kind gebären dürfen, das ist ja auch nicht jedem Mann gegeben. Aber ich will, dass ihr hinschaut, ihr Kerle in den Gemeindehäusern, den Ordnungsämtern und bei der Bahn! Das ist nicht lecker. Keine von uns hat es sich ausgesucht. Seid so gut und gewährt uns das Mindestmaß an Hygiene und Diskretion, das wir in diesen Tagen, wenn wir die Tage haben, so dringend brauchen.

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