13. Mai – Radgeflüster II

Wir Freizeitradler haben das Radfahren ja nicht studiert, sondern wir fahren so, wie wir sind – der Eine so, die Andere anders. Der Eine fährt mit der Beharrlichkeit und Ausdauer eines schleswig-holsteinischen Ackerpferdes, die andere eher wie eine Siebenjährige mit schnellem Antritt und hoher Pausenfrequenz.

Ich sehe jede Bank am Straßenrand, echt jede. Der Andere dagegen hat dafür gar keinen Blick, sieht den Weg und das Ziel. Jedes Café, jedes Restaurant sind für mich stille Einladungen und beharrliche Versuchungen. Den Anderen kümmert das wenig, er könnte 100 Kilometer fahren und dabei nur ab und an einen Schluck aus seiner am Rad befestigten Wasserflasche nehmen. Am Ziel angekommen lobe ich mich lange und ausgiebig und belohne mich für die geleisteten Anstrengungen gerne mit einem Piccolöchen – und in dem Punkt ist der Andere genau wie ich.

Wir sind wieder zu zweit unterwegs, und das ist sehr schön. Es tut uns gut, dass wir via Komoot mit demselben, digitalen Kartenmaterial fahren. Die App führt uns eigenwillige Wege: Wir haben schon kleine Flüsse durchquert und standen mehrfach vor Bauzäunen oder Wegen, die es gar nicht gab. Die Hügel der Toscana haben uns zu schaffen gemacht, zuletzt sind wir in die Bahn gestiegen und nun bereits am Lago Bracciano. 

Ein Lied von Armin Juhre fliegt mit in den Sinn und ich versuche, es zu rekonstruieren.

Sing nicht so schnell dein Glaubenslied, sing nicht so laut, so schnell. Der Glaube trägt ein schweres Kleid aus Gnadenglück und Herzeleid. Vielleicht kommt er dir nahe, vielleicht bleibt er dir fern.

Sing nicht so schnell dein Hoffnungslied, sing nicht so laut, so grell. Die Hoffnung kann viel weiter sehn als heute deine Füße gehn. Vielleicht kommt sie dir nahe, vielleicht bleibt sie dir fern.

Sing nicht so schnell dein Liebeslied, sing nicht so laut, so grell. Die Liebe wandelt dich und mich, befreit das Selbstbedachte Ich. Vielleicht kommt sie dir nahe, vielleicht bleibt sie dir fern.

Sing nicht so schnell dein Friedenslied, sing nicht so laut, so grell. Nicht jeder hat ein Traumgesicht, dass Gott ihm guten Mut zuspricht. Vielleicht kommt es dir nahe, vielleicht bleibt es dir fern.

Armin Juhre

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