17. März Dachau

Er fühlt sich anders an in diesen Tagen, der Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Mehr als 40000 Menschen starben hier, 200000 waren unter schrecklichen Bedingungen inhaftiert. Die Gewalt und der Tod kumulierten in den letzten Kriegsmonaten, als für niemanden mehr etwas ging. 

In Europa ist Krieg. Russland hat die Ukraine angegriffen, und das ukrainische Volk bittet und fleht und weint um Unterstützung. Wir demonstrieren, wir schicken Hilfslieferungen, wir schicken sogar Waffen – aber wir geben ihnen nicht, was sie brauchen. Wir wollen nicht Teil des Krieges werden. Das ist bitter für sie, gut für uns, die wir noch in Sicherheit leben, auch wenn es auch uns viel kostet.

In Dachau ist mir erneut klar geworden: Krieg entmenschlicht. Er macht Menschen zu Mördern – nicht nur draußen auf dem Feld. Er macht sie zu Saboteuren, zu Widerstandskämpfern oder Terroristen, zu Helden oder Opfern. Er setzt gute und über Jahrhunderte eingeübte Hemmungen außer Kraft. Krieg bringt das Böseste im Menschen zum Vorschein und setzt ihm nicht entgegen.

Warum gab es solche Lager? Nicht nur Juden fanden hier den Tod, auch Kommunisten, Homosexuelle, Sinti und Roma, Wehrdienstverweigerer und Menschen, die sich in anderer Weise widersetzten. Das Lager machte keinen Unterschied, und der Tod fragte nicht nach der Gesinnung. Er griff sich einfach die Schwächsten.

Ich frage mich: Was wird in diesem Krieg mit den Gefangenen auf beiden Seiten gemacht? Über die Bosheit der Russen sind sich alle einig, aber was macht die Ukraine mit sogenannten „Saboteuren“? Sie dürfen sie nicht laufenlassen, denn sie sind gefährlich. Aber wir erfahren nicht, was mit ihnen geschieht. Ich traue Selenskyj nicht, der vom Stern als „Held der Freiheit“ gefeiert wird. Ich traue ihm nicht, weil man ihm Krieg niemanden trauen darf. Krieg macht böse. Krieg entmenschlicht. Jeden.

Die Erkenntnis des Tages ist nicht neu, aber aktueller denn je: Krieg ist keine Option. Niemals und für niemanden. Mit Krieg kann nichts gewonnen werden für keinen. Wir wissen, was passiver Widerstand leisten kann. Wir sind viele, die Russen werden an ihrem „Sieg“ keine Freude haben, weil wir den Ukrainern mit allem helfen. Wir setzen das Gute gegen die Gewalt, und wir wehren dem Schlimmsten, nämlich dem, was Krieg aus Menschen macht.

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