In Mailand gehen die Spuren der Antike ein bisschen unter im Gewusel der modernen Großstadt. Schon lange ist hier anderes wichtig als der Rückblick auf vergangene Glorien. Im Bild sind die Reste des Kaiserpalastes zu sehen, den Maximian Ende des 3. Jahrhunderts bauen ließ. Womöglich haben hier Konstantin und Lucinius das Mailänder Edikt unterzeichnet, das Juden, Christen und anderen die freie Ausübung ihrer Religion erlaubte, ja sogar Entschädigungen garantierte für während der diocletianischen Verfolgungen zerstörte Gotteshäuser.
Ich empfinde in dieser Stadt nichts. Es ist einfach zu laut und zu voll für fromme Gefühle. Auch von Juden und Muslimen finde ich hier keine Spuren, selbst bei Google gibt es keine Hinweise. Mailand wurde erst durch die diocletianischen Reformen zur Residenzstadt mit Kaisersitz. Das war aber nach gut 100 Jahren schon vorbei, als die Westgoten die Stadt belagerten.
Ein paar Stinkefinger gab es für Autofahrer, die den innovativen und großzügigen Radstreifen als Parkplatz nutzten, und für Radfahrer, die sich weder an Ampeln noch an sonst welche Regeln des Anstands und der Rücksichtnahme halten. Am liebsten würde ich ihnen in deutscher Blockwart-Manier erklären, wie man sich im Straßenverkehr richtig verhält.
Panik kam auf, als ich meine Powerbank im Hotel vergaß und mein Navi-Smartphone den Geist aufgab. Zum Glück hatte ich mir noch die Adresse auf Papier notieren können, so konnte ich mich wenigstens durchfragen. Ein nettes Radler-Pärchen half mir weiter. Aber ich merkte auch gleich das Misstrauen. „Can you help me?“ – in der Regel kommt dann eine abenteuerliche Geschichte, und am Ende steht meist die Bitte um Geld. Ich bin oft richtig wütend auf diese modernen Wegelagerer. Sie zersetzen unser natürliches Mitgefühl und unsere gottgegebene Hilfsbereitschaft. Nach anfänglichem Zögern halfen die Beiden mir so gerne, und ich kam sicher und dankbar nach Hause.