30. März Alhambra

Vor vielen Jahren hab ich mal einen Roman über die Alhambra gelesen. Ich hatte vorher nie davon gehört und lernte dann, dass es diesen Ort wirklich gibt. Und seitdem träume ich davon, ihn zu sehen. Hier fließen maurische und christliche Traditionen zusammen, hier begegnen sich Okzident und Orient. Das ist ein historisch bedeutsamer Ort für das Verhältnis Christen-Muslime. Aber alles sprach dagegen, dass ich ihn jemals erleben dürfte. Nun: Heute war der Tag. Ich war in der Alhambra.

Tatsächlich war die Alhambra früher eine richtige Stadt. Hier gab es alles, was Menschen zum Leben brauchten. Sie kauften ein, liebten, lebten und glaubten hier und bauten sich die Burg nach ihren jeweiligen Bedürfnissen um. Besiedelt ist der „rote Fels“ schon seit römischer Zeit. Zur Blüte gelangte er Anfang des 13. Jahrhunderts unter den Nasriden und wurde seitdem zur Symbolfigur für das christlich-muslimische Abendland. Wer würde siegen, wessen Religion würde Europa prägen? Das friedliche Miteinander der Kulturen endete mit der Eroberung Granadas 1492 durch christliche Herrscher. Seitdem prägen Greuel, Progrome und Vertreibungen die Geschichte. Nicht dass die Muslime Engel gewesen wären oder sind. Aber wer will uns Christen den Hass und die Gewalttaten, die systemischer Unterdrückung und Ausbeutung, den beharrlichen Rassismus im Namen Jesu Christi vergeben? Vielleicht ist es gut und folgerichtig, wenn die Geschichte der verfassten Kirche zu Ende geht.

Ich habe mich unglücklicherweise einer Führung angeschlossen und werde drei Stunden lang im Pulk geschoben und zugelabert. Keine Chance, diesen Ort zu erspüren, seine Geschichte in mir wirken zu lassen, dem Raunen der Generationen zu lauschen, in Ruhe Fotos zu machen. So ist das wohl mit Lebensträumen: Sie korrigieren sich reibend an der Wirklichkeit. Ich könnte morgen sehr früh noch einmal hingehen. Vielleicht tue ich das. Bis dahin habe ich Bilder, die trotz allem in meiner Stille nachklingen. 

Gestern Abend habe ich noch den Sacromonte erkundet. Hier lebten in den Höhlen Zigeuner, aus ihrer Mitte entstand der Flamenco. Noch heute wird dort getanzt und gefeiert. 

Lied des Tages war was wunderbar Frauenfeindliches aus der „Zauberflöte“. Wunder des Tages war das schlichte Pfannenessen, dass ich mir selbst zubereitet habe und das mir so sehr schmeckte. Es ist gar nicht so leicht zu kochen mit leichtem Gepäck.

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