31. März Adios España

Was zog mich eigentlich nach Spanien? Das zu erklären, geht ein bisschen um die Ecke: Schon seit dem Studium begeistert mich das Orientale, diese ganz andere Denke, die sich bereits im Hebräischen auftut und die im Arabischen und Muslimischen noch einmal eine ganz andere Ausprägung gefunden hat. Ägypten war mein eigentliches Traumziel – das musste ich wegen Corona verschieben. Stattdessen bin ich den Spuren der Mauren, die von 711 bis 1492 in Südspanien herrschten, gefolgt.

Es erwies sich als gut, nebenbei einen historischen Roman über Andalusien zu lesen. Die Geschichte der Morisken, der Muslime, die nach der Reconquista gezwungen wurden, zum Christentum zu konvertieren und die danach unbarmherzig von der Inquisition verfolgt wurden, wenn sie heimlich zu Allah beteten oder ihre Bräuche weiterpflegten – diese Geschichte hat mich berührt, und die Respektlosigkeit, mit der die Kirche diese Menschen, ihr großes Wissen und ihre Kunst behandelte, hat mich beschämt.

Spanien ist ein gutes Reiseland, weil es mit der Digitalisierung weiter ist als wir. Das ist für eine Ausländerin ohne Sprachkenntnisse sehr hilfreich. Lesend kann ich mir manches erschließen, die meisten Webseiten und Apps haben Übersetzer-Tools. Die Spanier sind freundlich und großzügig. Kein einziges Mal habe ich mich bedroht oder bedrängt gefühlt. Sie sind unfassbar laut, noch lauter als die Italiener, und die Telefoniererei im Treppenhaus hat mich zuletzt genervt.

Die Landschaft Andalusiens ist abwechslungsreich, aber um sie zu entdecken, muss man sich bewegen. Zwischen Sevilla und Córdoba gab es kilometerweit nur flaches Land wie bei uns zuhause. Aber auf dem Weg nach Granada erhob sich mittendrin zwischen endlosen Oliven-Plantagen ein kleines Gebirgsmassiv – und wieder war ich froh, ohne Fahrrad zu sein. Granada selbst ist von Bergen umgeben und ist einfach wunderschön. Die langen Strände werde ich nicht zu sehen kriegen, aber da bin ich gar nicht so traurig drum.

Zwischen Orient und Okzident – mein nächstes Reiseziel ist Istanbul, das früher Konstantinopel hieß und noch früher Byzanz. Ich hoffe, dabei etwas über das byzantinische Reich und seine Kunst zu lernen. Denn mit jeder Entdeckung google ich mir die Hintergründe, und manche Information fügt sich in das, was ich studiert habe. Religion ist dabei wie ein roter Faden: Kunst und Politik hingen früher eng mit Religion zusammen, und nur in der Zusammenschau kann man Geschichte verstehen.

Die Spanier verehren Isabella von Kastilien wie eine Heilige, und der Tag der Reconquista, der 2. Januar, ist Nationalfeiertag.

Am Abend nahm ich noch einmal meinen ganzen Mut zusammen und ging in ein arabisches Restaurant. Aber ich fühlte mich dort elendig und fremd.

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