Es ist eine ganz andere Welt, eine andere Kultur. Natürlich ist das spannend und interessant. Aber es hat auch Seiten, die mich als Europäerin schlicht rauskicken. Zum Glück muss ich hier nicht Auto fahren. Ich könnte es auch nicht. Es gibt keine geordneten Spuren, die Hupe gehört zum guten Ton, ist eher Warnung als Drohung wie bei uns. Zwischen den Blechkolonnen stehen Eselkarren, manchmal kreuzt auch unvermutet ein Kamel und außerhalb jeder Rechtsnorm bewegen sich die verhassten Tuktuks, deren Fahrer in der Regel weder Versicherung noch Führerschein haben. Sich außerhalb der Hotelanlage zu bewegen, ist ein Abenteuer. Es gibt keine Bürgersteige, geschweige denn Ampeln oder Zebrastreifen.
An den touristischen Hotspots umschwirren uns fliegende Händler. „Only Look!“, „Make a photo!“, „It´s for free!“ – nichts ist umsonst in diesem Land, und an den Toiletten wird uns der Eintritt nur gegen Bakisch, Trinkgeld, gewährt, freundlich lächelnd überreicht man uns ein Stück Klopapier zum Dank. Es ist emotionale Ausbeutung, was dort geschieht, und ich bin dem emotional nicht gewachsen.
Ein kleines Mädchen umtanzt mich fröhlich plappernd. Ein bezauberndes Kind, fünf oder sechs Jahre alt. Als sie merkt, dass ich sie nicht verstehe, führt sie ihre Hand zum Mund, immer wieder. „Give me Food!“, sagt sie schließlich und weist auf einen nahen Kiosk. Im echten Leben hätte ich ihr nicht widerstehen können. Aber ich darf und will ihr nichts geben. Sie soll nicht denken, dass Bettelei etwas bringt. „Geh zur Schule, Kind“, sage ich zu ihr auf deutsch. „Geh zur Schule und ändere die Zukunft.“ Reden ist zu wenig, denke ich. Ich möchte etwas tun.
