Es ist meine erste Gruppenreise, und eigentlich ist das für mich Eigenbrötlerin ein No-Go. Der Tagesablauf ist eng getaktet, ich bin die ganze Zeit mit Menschen zusammen, die ich nicht kenne und die mir fremd sind. Folge Entscheidungen, die andere für mich treffen. „It is smarter to travel in groups“, heißt es in dem lustigen Video, das ich unten verlinke. Wir sehen Orte, die ich allein nie erreicht hätte, essen, was ich mich allein nie getraut hätte, erfahren Dinge, die ich nicht wusste.
Ich hab mich vor der Gruppe gefürchtet. Preis und Inhalt befördern, dass zumeist gut situierte, ältere Menschen daran teilnehmen: Lehrer, Beamte, Doktoren. Da ist immer jemand dabei, der alles besser weiß und dem Reiseleiter wortreich ins Wort fällt. Offenbar bin ich nicht allein mit dieser Angst: Die Teilnehmenden sind sehr zurückhaltend. Nur langsam lernen wir uns kennen. Und ich entdecke hinter vielen Gesichtern, die mir zunächst nicht besonders sympathisch waren, manch schöne Seele.
Die Tage sind voll. Es ist mega anstrengend, und abends falle ich tot ins Bett. Und dennoch: Es hat was, sich einfach führen zu lassen. Und auch die Gruppe hat was: Wir geben aufeinander acht, und mein Herz schlägt tief für unseren Parkinson-Kollegen, dem der Fortschritt der Krankheit Angst macht und der zunehmend vertrauensvoll nach der Hand greift, die ihm helfen möchte. Gestern hatte ich sehr ernsthaft überlegt, mich rauszuziehen, mal etwas allein zu machen. Aber ich wollte nicht ohne die Gruppe sein. So kann es gehen.
Hamdy, unser Reiseleiter, ein studierter Ägyptologe, erzählt viel, manchmal zu viel. Aber dann stöpsel ich einfach das Headset aus, und auch das ist okay. Gestern habe ich ihn nach dem Ruf des Muezzin gefragt, und er hat mir voll Liebe von seinem Glauben erzählt. Heute habe ich zum Ruf des Muezzin zu meinem Gott gebetet. Ob das erlaubt ist? Es war schön. Es war gut. Gott ist groß. Gott ist einzig. Amen