Vom Liebhaben und von Ostereiern

Osternacht. Ein schöner Gottesdienst. Licht und Kerzen und Gesänge und Gemeinschaft. Dazu die große Geschichte vom Leben, das sich nicht unterkriegen ließ, vom Christus, der den Tod überwand und von Gott, der nicht von uns lassen wird, egal was auch geschieht.

Die Eier der Osternacht
Am Ende aber waren es Eier, die mich zu Tränen rührten. Der Kollege hatte sich die Füße wundgelaufen, um Bio-Eier in ausreichender Menge zu bekommen. Normal war ihm nicht gut genug. Dann hatte er sich den Karsamstag mit Kochen und Färben um die Ohren geschlagen, Öko-Farbe versteht sich. Und die Gemeinde nahm fleißig. Eine, so erzählte man mir, steckte sich vor dem Hinausgehen in die Nacht vier Stück in ihre Manteltasche.

Hasen-Eier ess ich gern
Ich frotzelte noch frohgemut: „Knackt die Schale, springt der Kern, Hasen-Eier ess ich gern.“ Bei mir im Haus gibt es nichts von dem Eier- und Hasengewese. Der Zusammenhang zur christlichen Botschaft erschließt sich mir nicht. Ein paar Eier kaufe ich fertig gekocht und lieblos gefärbt, zum Teil aus Protest, zum Teil, weil es mich einfach nicht interessiert. Ich tu das nur, damit die Verwandtschaft das auch kapiert, dass sie wegen Ostern eingeladen ist ….. manchmal muss man halt Abstriche machen.

Von der Liebe einer Pastorin
Ich schluckte die Rührungstränen rasch herunter. Wer heult schon in der Osternacht? Aber da merkte ich, wie sie mir zur Galle wurden. Welch eine Liebe zeigt der Kollege seiner Gemeinde! Welch eine Hingabe! Welch eine Freundschaft! Und ich erinnerte mich an früher, wie ich für die Kinder im Ostergottesdienst Eier versteckt hatte, für die Helferinnen kleine Geschenke packte und für den Kirchenvorstand Servietten faltete. Ich war voller Liebe für meine Gemeinde. Ich hoffte so sehr, dass sie in meinem liebevollen Symbolhandeln etwas von der Liebe Gottes erfahren könnte.

Schmecket und sehet
Ich rede gern von meiner „Netzgemeinde“ bei Twitter und Facebook. Ja, es liegt mir daran, auch online für Menschen da zu sein, auch seelsorgerlich. Ich teile, was sie interessieren könnte. Ich poste Fotos und Texte in der Hoffnung, dass sie Menschen anrühren. Ich verkündige das Evangelium mit den Mitteln, die das Netz bietet. Und ich erzähle mit Leidenschaft in Wort und Bild von der Liebe, die in Gemeinden geschieht und gelebt wird.
Glücklich bin ich, wenn ich etwas verschenken darf, wenn jemand meinen Rat, meine Hilfe braucht – und wenn ich jemanden dabei unterstützen kann, seiner oder ihrer Gemeinde Liebe zu zeigen.
Aber es ist alles aus zweiter Reihe. Es fehlt die Unmittelbarkeit, die Zärtlichkeit.
„Schmecket und sehet wie freundlich unser Gott ist“ – der Nächstenliebe im Netz fehlt die Sinnlichkeit.

Vom Liebhaben und vom Heimweh
Manchmal kommt mir kalt vor, was ich tue. Distanziert. Digital. Virtuell. Unreal. Manchmal habe ich Zweifel an dem, was ich tue.

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